Binnaga Sushi
Ein umfassender Überblick über Weißer Thun in der japanischen Sushi-Küche

ビンナガ(ビンチョウ)すし 、 鬢長寿司
Foto eines frisch zu bereiteten Sushi (nigiri sushi) mit der Zutat, die den japanischen Namen Bintoro Binnaga trägt.

Was ist Binnaga oder Binchou?


Der japanische Name für den Weißen Thun (Thunnus alalunga) lautet auf Japanisch Binnaga 鬢長(ビンナガ) oder Binchō ビンチョウ. Die Art zeichnet sich durch ihre langen, peitschenartigen Brustflossen aus, die ihm den alternativen Namen „Langflossen-Thun“ verleihen und sie von anderen Thunfischarten unterscheiden. Das für die Zubereitung von Sushi am häufigsten verwendete Fleisch ist das Bauchfleisch, bekannt als Bintoro びんとろ. Es zeichnet sich durch seine weiche Textur und den reichhaltigen Geschmack aus, was es zu einem bevorzugten Bestandteil für Sushi und Sashimi macht. Binnaga wird als wertvoller Speisefisch geschätzt, besitzt eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung und findet zunehmend, auch außerhalb Japans, als Zutat für Sushi oder Sashimi Verwendung.

Binnaga für Sushi oder Sashimi


Für Sushi und Sashimi sind hauptsächlich Individuen geeignet, die in kalten Regionen gefangen wurden. Im Gegensatz zu Exemplaren aus wärmeren Regionen haben diese einen deutlich höheren Fettanteil. Das fette Fleisch dieser Fische trägt die Bezeichnung Bintoro, gelegentlich wird der Begriff auch als Sammelbegriff für Binnaga aus kalten Regionen verwendet. Binnaga aus warmen Gewässern hingegen fehlt der nötige Fettgehalt, damit sich ein vollmundiger Umami-Geschmack ergibt. Das fette Fleisch ist schmackhaft und wird für die Zubereitung von Sushi und Sashimi bevorzugt. Das magere Fleisch ist hingegen weniger interessant und findet nur selten Anwendung als Zutat für Sushi oder Sashimi.

Das auffallend helle, fette Fleisch ist leicht süßlich, kaum säuerlich, sehr zart und zergeht gut auf der Zunge. Eine gängige Zubereitungsform ist die Tataki-Methode, bei der das Fleisch kurz stark erhitzt und anschließend mit Eiswasser abgeschreckt wird. Dadurch bleibt das Fleisch im Inneren noch roh, die Textur gewinnt an Festigkeit und sein Geschmack wird aromatischer. Das Fleisch des Binnaga sollte hell sein, von einer weiß-rosa bis tiefrosa Farbe und keine Blutflecken oder Quetschungen aufweisen.

Sushi aus magerem Binnaga Fleisch zeigt eine wenig intensive Geschmacksnote. Dieser milde Eigengeschmack wird leicht durch Fremdaromen verdrängt, weshalb beim Verzehr auf eine moderate Verwendung von Sojasauce geachtet werden sollte. Das magere Fleisch enthät wenig bis gar kein Umami, den herzhaften Geschmack, der in fettreichen Fleisch stärker präsent ist. Zudem ist der Geschmack nach Eisen kaum vorhanden, was für Personen, die diesen intensiven Geschmack nicht mögen, vorteilhaft ist. Die Textur des mageren Fischfleisches ist sehr weich, eventuell wässrig und zart. Diese Eigenschaften machen es besonders angenehm und leicht zu kauen, was das kulinarische Erlebnis sanfter gestaltet. Der geringe Fettgehalt trägt zu einem leichteren und weniger sättigenden Gefühl bei, was insbesondere in der heißen Jahreszeit geschätzt wird.

Binnaga ist im Vergleich zu anderen Thunfischen deutlich günstiger, milder im Geschmack, blasser in der Farbe und weniger fest. Man findet Binnaga meist als Frischware, geräuchert oder verarbeitet in Premium-Konserven. Er gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Speisefischen unserer Zeit und gilt weltweit als beliebte Hauptzutat oder Beilage vieler Gerichte. Binnaga findet regelmäßig Verwendung als Füllung von japanischen Reisbällchen, die in japanischen Convenience Shops angeboten werden. Binnaga Nigiri Sushi oder Sashimi ist eine beliebte Zutat in günstigen Sushi-Restaurants oder in Supermärkten. In Japan findet man Binnaga in aller Regel in Sushi-Restaurants, die ihre Kunden über ein Laufband bedienen.

Beste Jahreszeit

Binnaga Sushi oder Sashimi ist eine beliebte Winterspeise. Durch die globale Ausbreitung und gute logistische Verfügbarkeit ist der Fisch auch ganzjährig verfügbar.

Binnaga in Japan


Neben den Namen Binnaga und Binchō wird der Weiße Thun gelegentlich auch als Tonbo トンボ bezeichnet, ein Begriff, der im Japanischen für „Libelle“ steht. Für Individuen, die in kalten Gewässern gefangen wurden und dementsprechend einen höheren Fettanteil aufweisen, existieren zudem spezielle Bezeichnungen wie Bintoro ビントロ oder Abura Tonbo 脂トンボ. Magere Individuen werden hingegen auch als Gari Binchō ガリビンチョウ oder Gari Ton ガリトン bezeichnet.[1]

Etymologie

Der japanische Trivialname „Binnaga“ für Thunnus alalunga ergibt sich aus den markanten physischen Merkmalen dieser Spezies, insbesondere aus ihren außergewöhnlich langen Brustflossen. Diese können länger als die zweite Rückenflosse sein und erreichen bei einigen Exemplaren sogar die hinteren, kleineren Flossen auf dem Rücken. Der Name „Binnaga“ entsteht durch die visuelle Assoziation dieser Flossen mit den Schläfenhaaren oder Koteletten, die im Japanischen als bin 鬢 bezeichnet werden, während naga 長 „lang“ oder „Länge“ symbolisiert. Ebenfalls leitet sich der regionale Name „Tonbo“, der „Libelle“ bedeutet, von der ähnlichen Erscheinung der Brustflossen ab, die an die zarten Flügel einer Libelle erinnern. 

Charakteristika und Ökologie von Binnaga


Frisch gefangener Albacore-Thunfisch, bereit für die Zubereitung von Sushi und Sashimi, auf einem Boden.
Charakteristisch für den Weißen Thun sind seine langen Brustflossen, sodass er auch als Langflossenthun bezeichnet wird.

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Ausgewachsene Exemplare erreichen eine Gesamtlänge von 140 cm und wiegen 60 kg. Die meisten angelandeten Fangfische haben jedoch eine Größe von 50 bis 100 cm. Binnaga ist ein weltweit verbreiteter Hochseefisch, der sich vor allem in den oberen und mittleren Wasserschichten aufhält und dabei in Tiefen von mindestens 380 m im Pazifik und bis zu 600 m im Atlantik vordringt. Dabei legen sie sehr große Distanzen zurück. Sie bilden Gruppen mit anderen gleichaltrigen Artgenossen. Seine bevorzugte Wassertemperatur beträgt zwischen ca. 16 und 20°C. Als Raubfisch ernährt er sich von einem großen Spektrum kleinerer Schwarmfische, Krebstiere und Tintenfische.

Ökonomie von Binnaga


Grafik die die globalen Fangmengen von Weißem Thun von 1950 bis 2018 darstellt. Die Daten sind als gestapeltes Balkendiagramm aufgetragen, wobei die Fangmengen in Tonnen (t) angegeben sind. Die verschiedenen Farben repräsentieren unterschiedliche Regionen oder Länder.
Die vier größten Fangnationen machen mehr als die Hälfte des weltweiten Fangs von Binnaga aus.

SushiPedia. Binnaga Fänge von 1950 - 2018. Alle Rechte vorbehalten ©

Die Ökonomie des Weißen Thun spielt eine bedeutende Rolle in der globalen Fischereiindustrie. Er ist wegen seines festen, milden Fleisches und seines hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren geschätzt und wird hauptsächlich für Konserven und frische Produkte verwendet. Die Nachfrage nach Weißen Thun treibt den Marktpreis und beeinflusst die Lebensgrundlage von Küstengemeinschaften und industriellen Fischereien. Nachhaltigkeitszertifizierungen und Fangquoten sind entscheidend, um die Bestände zu schützen und die langfristige Wirtschaftlichkeit zu sichern.

Die globale Wirtschaft für Weißen Thun ist relativ stabil, steht jedoch vor einigen Herausforderungen. Die Bestände sind in einigen Regionen durch Überfischung unter Druck geraten, was zu Fangquoten und Einschränkungen geführt hat, um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Die Nachfrage bleibt stark, insbesondere in Märkten wie den USA, Japan, China und Europa, wo er für Konserven und Sashimi verwendet wird.[2] Die Preise für Weißen Thun haben in den letzten Jahren aufgrund verschiedener Faktoren wie Fangmengen, Marktnachfrage und Treibstoffkosten für Fischereifahrzeuge geschwankt. Regionale Fischereiorganisationen wie die Inter-American Tropical Tuna Commission (IATTC) und die Western and Central Pacific Fisheries Commission (WCPFC) setzen Fanglimits und verwalten die Albacore-Thunfischfischerei, um die Nachhaltigkeit zu fördern.[3][4]

Insgesamt steht die Thunfischindustrie vor Nachhaltigkeitsherausforderungen, die Nachfrage bleibt jedoch stabil, und es werden Anstrengungen unternommen, die Fischerei verantwortungsvoll zu verwalten.

Saisonkalender für Binnaga


Der dargestellte Kalender gibt keine Auskunft über die Fangzeiten, sondern kennzeichnet die Zeiträume, in denen Binnaga als besonders schmackhaft gilt.


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Warnungen im Zusammenhang mit Binnaga


Scombrotoxin: Das Fleisch ist reich an freiem Histidin, so dass durch den Verderb hohe Konzentrationen an Histamin entstehen. Histamin in grossen Mengen wirkt als Toxin, das weder durch Einfrieren noch Erhitzen zerstört wird. Um eine Scombroid-Lebensmittelvergiftung zu vermeiden, sollte der Fisch unmittelbar nach dem Fang gekühlt und umgehend verarbeitet werden. Nachfolgendes Kochen, Räuchern oder Einfrieren eliminiert die Toxizität des Histamin nicht. [5]
Amnesische Schalentiervergiftung (ASP): Amnesische Schalentiervergiftung (ASP) ist eine ernste Erkrankung, die durch den Verzehr von Muscheln verursacht wird, die mit der Toxin-Domoinsäure kontaminiert sind. Dieses Toxin wird von bestimmten Algenarten produziert, die von Muscheln gefiltert und angereichert werden. Die Symptome von ASP treten typischerweise innerhalb von 24 Stunden nach dem Verzehr auf und umfassen gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, gefolgt von neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Desorientierung und, in schweren Fällen, anterograder Amnesie, die auch als Gedächtnisverlust bezeichnet wird. In extremen Fällen kann ASP tödlich verlaufen. Es gibt keine spezifische Behandlung für ASP, daher ist Prävention durch Überwachung und Kontrolle von Muschelbeständen sowie öffentliche Gesundheitswarnungen von entscheidender Bedeutung. Auch Fische können indirekt von ASP betroffen sein, da sie Teil des marinen Nahrungsnetzes sind, in dem die toxischen Algen vorkommen. Wenn Fische kleine Organismen wie Plankton oder kleinere Krebstiere fressen, die Domoinsäure enthalten, können sie das Toxin in ihren Körper aufnehmen und anreichern. Dies kann zu einer Kettenreaktion führen, bei der größere Raubfische ebenfalls betroffen werden, wenn sie die kontaminierten kleineren Fische fressen. [5]

Video über Binnaga Sushi


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Externes Video verfügbar auf youTube.com: Von k harata. 南紀・那智勝浦浦島での鬢長マグロ解体

Arten von Binnaga


Die folgenden Arten gelten als authentisch für Binnaga. Entweder historisch, gemäß dem Verbreitungsgebiet oder nach der gängigen Praxis in der heutigen Gastronomie.

Thunnus alalunga
Scombriformes > Scombridae > Thunnus

IUCN StatusNicht gefährdet
Wirtschaftliche Bedeutung
Unbekannt

Fanggebiete
Atlantik (nordwestlich, nordöstlich, westlich, östlich, südöstlich, südwestlich), Mittelmeer (Mittelmeer und Schwarzes Meer), Indischer Ozean (westlich, östlich), Pazifik (nordwestlich, nordöstlich, westliches Zentrum, östliche Mitte, südwestlich, südöstlich)
Trivialnamen
Japanisch
binchō (ビンチョウ), binnaga (ビンナガ、鬢長), binnaga maguro (ビンナガマグロ), tonbo (トンボ)
Deutsch
Langflossenthun, Weißer Thun
Englisch
albacore, longfin tuna

Quellen und weiterführende Literatur


  • [1]<公式>焼津船元 まぐろ家福坊本店, 福一漁業株式会社. 『ビンチョウマグロとは 特徴、旬、生息地(海域、漁場)など (About Bincho Tuna Characteristics, season, habitat (sea area, fishing grounds), etc.)』. 2020. Quelle abgerufen am 12.4.2022
  • [2]Bởi Meksea Team. Tuna exports to China increase sharply. 2023-09-13. Quelle abgerufen am 15.6.2024
  • [3]Northern albacore tuna catches. Inter-American Tropical Tuna Commission (IATTC). Quelle abgerufen am 15.6.2024
  • [4]Harvest Strategy for North Pacific Albacore Fishery. Western and Central Pacific Fisheries Commission (WCPFC)
  • [5]Fish and Fishery Products Hazards and Controls Guidance, June 2022 Edition. U.S. Department of Health and Human Services, Food and Drug Administration Center for Food Safety and Applied Nutrition. 2022
  • Becky Selengut. Good Fish: 100 Sustainable Seafood Recipes from the Pacific Coast. Sasquatch Books, Seattle. 2018
  • Bruce B. Collette, Cornelia E. Nauen. Species Catalogue, Vol. 2, Scombrids of the World. An Annotated and Illustrated Catalogue of Tunas, Mackerels, Bonitos and Related Species Known to Date, FAO Fisheries Synopsis, Vol. 2 (125). Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), Rome. 1983
  • Casson Trenor. Sustainable Sushi: A Guide to Saving the Oceans One Bite at a Time. North Atlantic Books, Berkeley. 2009
  • Fisheries and Aquaculture Department. Fishery and Aquaculture Statistics. Global production by production source 1950-2018 (FishstatJ). Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), Rome. 2020. Quelle abgerufen am 24.12.2020
  • Jessica H. Farley, Ashley J. Williams, Simon D. Hoyle, Campbell R. Davies, Simon J. Nicol. Reproductive Dynamics and Potential Annual Fecundity of South Pacific Albacore Tuna (Thunnus alalunga). PLOS One 8 (4). 2013
  • Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries (農林水産省). Sea-area Fishery Production Survey (海面漁業生産統計調査), 2018 Fisheries/Aquaculture Production Statistics (平成30年漁業・養殖業生産統計), Marine Fisheries Department (海面漁業の部), Department sea surface aquaculture (海面養殖業の部), Inland fishery aquaculture department (内水面漁業・養殖業の部). e-Stat, Government Statistical Office (政府統計の総合窓口). 2019. Quelle abgerufen am 24.12.2020
  • Rainer Froese, Pauly Daniel. FishBase. The Leibniz Institute of Marine Sciences at the University of Kiel, FishBase.org, 2019. Quelle abgerufen am 24.12.2020
  • Zahirah Dhurmeea, Iker Zudaire, Emmanuel Chassot, Maria Cedras, Natacha Nikolic, Jérôme Bourjea, Wendy West, Chandani Appadoo, Nathalie Bodin. Reproductive Biology of Albacore Tuna (Thunnus alalunga) in the Western Indian Ocean. PLOS One 11 (12). 2016
  • IUCN Red List of Threatened Species. Version 2023-1

Bildnachweise


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Veröffentlicht: 6.9.2020
Aktualisiert: 15.2.2025