27. September 2020
10. Januar 2022

Aburasokomutsu Sushi

アブラソコムツすし・油底鯥寿司

Escolar

Fotografie eines Aburasokomutsu Sushi

Was ist Aburasokomutsu (Escolar)?

Aburasokomutsu ist die japanische Bezeichnung für den Escolar, der im Handel, aber auch in westlichen Sushi-Restaurants, vermeintlich als „Butterfisch“ bezeichnet wird. Entgegen dieser Bezeichnung, gehört der Escolar jedoch nicht zur Familie der Butterfische, sondern zählt zu den Schlangenmakrelen. Insbesondere in deutschen Sushi-Restaurants findet sich Aburasokomutsu mittlerweile häufiger in der Auslage (neta-bako, ネタ箱).

Escolar, das als handgeformtes Sushi (japanisch aburasokomutsu nigiri sushi) zubereitet wurde, liegt auf einem Teller.

Die Bezeichnung „Butterfisch“ oder „Buttermakrele“ entspringt einer rein kommerziellen Motivation und soll so für den Verbraucher ansprechender klingen. Sein vollmundiger, sehr fettiger und leicht süßlicher Geschmack, der an Butter erinnert, lässt sich jedoch nicht verleugnen.

Aburasokomutsu als Zutat für Sushi und Sashimi

Zu kaum einem anderen Fisch passt die fälschliche Bezeichnung „Butterfisch“ besser als zum Escolar. Das strahlend mattweiße Fleisch ist fest, sehr zart, voll im Geschmack und wird begleitet von Aromen, die auffällig stark nach Butter schmecken. Im Vergleich zum Thunfisch, ist das Fleisch etwas säuerlicher und weniger frisch im Geschmack.

Bei der Zubereitung als Sushi oder Sashimi, sollte man auf den übermäßigen Einsatz von Sojasauce oder Wasabi verzichten; ein sparsames Bestreichen ist mehr als ausreichend. Alternativ harmonieren die buttrigen Aromen sehr gut mit einem Spritzer Zitrus (z.b. yuzu, 柚子).

Da das Fleisch des Aburasokomutsu (Escolar) wachsähnliche Lipide enthält, sollte man vom Verzehr größerer Mengen Abstand nehmen. Wachsähnliche Lipide können nämlich Verdauungsprobleme verursachen (lat. Keriorrhoe).

Lebensmittelbetrug


Untersuchungen, die unter anderem von der Meeresschutzorganisation Oceana durchgeführt wurden, zeigten auf, dass Aburasokomutsu (Escolar) sowohl in Restaurants als auch auf Fischmärkten falsch etikettiert wurde. Die Oceana-Studie kam zu dem Schluss, dass im Zeitraum von 2010 bis 2013 etwa 84 % der 114 als weißer Thunfisch identifizierten Thunfischproben tatsächlich Escolar waren [Warner et al., 2013].

Die falsche Kennzeichnung, ob aus Unwissenheit oder Täuschung, stellt insbesondere beim Escolar ein ernstes Problem dar. Aburasokomutsu (Escolar) kann beim Verzehr durch seine im Fleisch enthaltenen wachsähnlichen Lipide Verdauungsstörungen, insbesondere Diarrhoe erzeugen (lat. Keriorrhoe). Diese Lipide sind hitzebeständig und zerfallen nicht beim Erhitzen. In Ermangelung von spezifischen Dosis-Wirkungs-Studien innerhalb der medizinischen Literatur, werden bereits Dosen von 95 Gramm als abführend geschätzt. Für Fische, die zur Familie der Schlangenmakrelen gehören, hat das deutsche Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz per Verordnung eine Kennzeichnungspflicht erlassen. Demnach dürfen diese Fische nur mit dem Hinweis, das Muskelfleisch könne Stoffe enthalten, die nach dem Verzehr zu Verdauungsstörungen führen können, in den Verkehr gebracht werden.

Aburasokomutsu in Japan

Im Juni 1998 erkrankten einundzwanzig Menschen in einem Restaurant in Tokio an einer Lebensmittelvergiftung, ausgelöst durch den Verzehr von gekochtem Fisch auf der Mittagskarte. Ihre Hauptsymptome waren Hautreizungen, Kopfschmerzen sowie Herzklopfen. Folglich wurde bestätigt, dass es sich bei dem für die Vergiftung verantwortlichen Fisch um Aburasokomutsu handelte [Kan et al., 2000].

Das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales (厚生労働省) listet Aburasokomutsu als Risikoquelle für natürliche Vergiftungen durch abnormale Lipide und hat diesen seit 1981 für den Konsum verboten [MHLW, 2020].

Charakteristika & Ökologie von Aburasokomutsu (Escolar)

Ein fangfrischer Fisch (escolar, japanisch aburasokomutsu) liegt auf Eis.
Charakteristisch für den Escolar (aburasokomutsu) ist seine dunkle Färbung
Bild: Allen Shimada, U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration, NMFS OST

Aburasokomutsu (Escolar) bevorzugt gemäßigte und tropische Gewässer, besonders an Kontinentalabhängen, auf der ganzen Welt. Sie sind in der Regel einzeln oder paarweise anzutreffen, gewöhnlich in einer Tiefe von 200 bis 1100 m. Ausgewachsene Exemplare können eine Größe von über 2 m erreichen und wiegen bis zu 45 kg. Jungtiere im Besonderen, aber auch größere Individuen, wandern nachts vertikal an die Oberfläche, um sich dort von Fischen, Krustentieren und vor allem Tintenfischen zu ernähren.

Ökonomie von Aburasokomutsu

Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) waren die drei größten Fischereinationen im Jahr 2018 Ecuador, Spanien und Portugal. Aburasokomutsu (Escolar) wird nur selten gezielt befischt und ist häufiger Teil des Beifangs anderer Arten [Levesque, 2010].

Diagramm, welches den Verlauf der Fangmenge von Escolar darstellt.
Da Escolar nur selten gezielt befischt wird, sind die Fangmengen starken Schwankungen unterworfen.

Beste Jahreszeit für Aburasokomutsu

Escolar aburasokomutsu
Herkunft: global
Jan
Feb
Mar
Apr
May
Jun
Jul
Aug
Sep
Oct
Nov
Dec
Es wird angenommen, dass der Escolar zum Laichen in wärmere Gewässer zieht und das ganze Jahr über laicht.

Video

Externes Video eingebettet von youTube.com: KHON2 News. Beware sushi menus that offer 'white tuna' or 'white maguro'

Verbreitungsgebiet von

Quelle: Kaschner, K., Kesner-Reyes, K., Garilao, C., Segschneider, J., Rius-Barile, J. Rees, T., & Froese, R. (2019, October). AquaMaps: Predicted range maps for aquatic species. Retrieved from https://www.aquamaps.org. Scarponi, P., G. Coro, and P. Pagano. A collection of Aquamaps native layers in NetCDF format. Data in brief 17 (2018): 292-296.

Warnungen

  1. GEMPYLID: Der Verzehr, insbesondere größerer Mengen, kann Verdauungsprobleme (Keriorrhea) verursachen. Keriorrhoe ist die Produktion von fettigem, orangefarbenem Stuhl, die durch den Verzehr von unverdaulichen Wachsestern entsteht. Personen mit Magen- oder Darmreizungen sollten gänzlich auf den Verzehr verzichten. [FDA, 2021]
  2. SCOMBROTOXIN: Das Fleisch ist reich an freiem Histidin, so dass durch den Verderb hohe Konzentrationen an Histamin entstehen. Histamin in grossen Mengen wirkt als Toxin, das weder durch Einfrieren noch Erhitzen zerstört wird. Um eine Scombroid-Lebensmittelvergiftung zu vermeiden, sollte der Fisch unmittelbar nach dem Fang gekühlt und umgehend verarbeitet werden. Nachfolgendes Kochen, Räuchern oder Einfrieren eliminiert die Toxizität des Histamin nicht. [FDA, 2021]

Spezies von Aburasokomutsu

Die folgenden Arten gelten als authentisch für Aburasokomutsu. Entweder historisch, gemäß dem Verbreitungsgebiet oder nach der gängigen Praxis in der heutigen Gastronomie:

Japanischer Name
Gewöhnliche Namen, Wissenschaftlicher Name
aburasokomutsu, sattou
アブラソコムツ、サットウ
油底鯥、脂底鯥
Butterfisch, Buttermakrele, Escolar
Lepidocybium flavobrunneum
Familie: Gempylidae

Quellen und weiterführende Literatur

  • [Berman et al., 1981]: P. Berman, E. H. Harley, A. A. Spark. Keriorrhoea – the passage of oil per rectum – after ingestion of marine wax esters. South African Medical Journal. Source.Volume 59 (22). Health & Medical Publishing Group. 1981.
  • [Dodd et al., 2017]: Christine Dodd, Tim Grant Aldsworth, Richard A. Stein. Foodborne Diseases. Academic Press, Cambridge, Massachusetts, United States. 2017.
  • [FDA, 2021]: Fish and Fishery Products Hazards and Controls Guidance, Fourth Edition – June 2021. U.S. Department of Health and Human Services, Food and Drug Administration Center for Food Safety and Applied Nutrition. 2021.
  • [Froese & Daniel, 2019]: Rainer Froese, Pauly Daniel. FishBase. The Leibniz Institute of Marine Sciences at the University of Kiel, FishBase.org. 2019. https://www.fishbase.org. Online abgerufen am 24. Dezember 2020.
  • [Kan et al., 2000]: Kimiko Kan, Hirofumi Ushiyama, Tetsuya Shindo, Shinichi Uehara, Kazuo Yasuda. アプラソコムツによるヒスタミン食中毒 (engl. Outbreak of Histamine Poisoning Due to Ingestion of Fish, "Abura-sokomutsu". Lepidocybium flavobrunneum). Journal of the Food Hygienic Society of Japan (Shokuhin Eiseigaku Zasshi, 食品衛生学雑誌). Source.Volume 42 (2). Japanese Society for Food Hygiene and Safety, Tokyo. 2000. doi:10.3358/shokueishi.41.116.
  • [Levesque, 2010]: Juan C. Levesque. Evolving Fisheries: Today’s Bycatch is Tomorrow’s Target Catch - Escolar (Lepidocybium flavobrunneum) Catch in the U.S. Pelagic Longline Fishery. The Open Fish Science Journal. Source.Volume 3 (1). Bentham Open, Sharjah. 2010.
  • [Lowenstein et al., 2009]: Jacob H. Lowenstein, George Amato, Sergios Orestis Kolokotronis. The Real maccoyii: Identifying Tuna Sushi with DNA Barcodes – Contrasting Characteristic Attributes and Genetic Distances. PLOS One. Source.Volume 4 (11). Public Library of Science, San Francisco. 2009.
  • [MHLW, 2020]: Ministry of Health, Labour and Welfare (厚生労働省), www.mhlw.go.jp. Risk profile of natural toxins: Fish: abnormal lipids (自然毒のリスクプロファイル:魚類:異常脂質). https://www.mhlw.go.jp/topics/syokuchu/poison/animal_08.html.
  • [NOAA, 2000]: National Oceanic and Atmospheric Administration, National Marine Fisheries Service. Draft Environmental Impact Statement Fishery Management Plan for Pelagic Fisheries of the Western Pacific Region: Environmental Impact Statement, United States.. Research Corporation of the University of Hawaii, URS Corporation, Honolulu. 2000.
  • [Taylor, 2009]: Steve Taylor. Advances in Food and Nutrition Research, Academic Press. Academic Press, Cambridge, Massachusetts, United States. 2009.
  • [Walker, 1998]: Harlan Walker. Fish: Food from the Waters, Proceedings Of The Oxford Symposium On Food And Cookery 1997. Prospect Books, London. 1998.
  • [Warner et al., 2013]: Kimberly Warner, Walker Timme, Beth Lowell, Michael Hirshfield. Oceana Study Reveals Seafood Fraud Nationwide. Oceana Inc., Washington. 2013.
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