05. Oktober 2020
09. Januar 2022

Tobiko Sushi

トビコすし・飛子寿司

Rogen von fliegenden Fischen

Fotografie eines Tobiko Sushi

Was ist Tobiko (Rogen von fliegenden Fischen)?

Tobiko ist die japanische Bezeichnung für die Eier bzw. den Rogen von fliegenden Fische, die für ihre Fähigkeit bekannt sind, nahe über und parallel zur Wasseroberfläche durch die Luft zu gleiten. Fliegender Fischrogen ist eine der am meisten konsumierten Arten von Fischrogen in Asien [Bledsoe et al., 2003]. Tobiko wird in der japanischen Küche häufig für die Zubereitung von Sushi und als Garnierung für andere Gerichte verwendet. In Japan wird Tobiko auch gelegentlich als „goldener Kaviar“ (gōruden-kyabia) bezeichnet [Asahi Graph, 1995]. Es ist eine beliebte Zutat vor allem bei der Zubereitung von gerolltem Sushi (makizushi, uramaki) der nicht-traditionellen oder „western-style“ Sushi-Küche.

Tobiko als Zutat für Sushi und Sashimi

Tobiko wird durch das Einsalzen des Rogen von fliegenden Fischen hergestellt. Die etwa 2 mm großen Eier sind von goldener Farbe und verfügen über eine harte Schale, so dass sie erst durch etwas Druck am Gaumen zerplatzen [Bledsoe et al., 2003]. Das knusprige und saftige Gefühl wird begleitet von dezent salzigen Aromen, die an das Meer erinnern.

Auch wenn Tobiko als Gunkanmaki in der „gehobenen“ Sush-Gastronomie nicht die gleiche Bedeutungen zugemessen wird wie Ikura, dem Rogen der Lachsfische, findet es in der „gewöhnlichen“ Sushi-Gastronomie und in international geprägten Sushi-Gerichten eine breite Verwendung. Obwohl Tobiko als Hauptzutat bzw. als Füllung eines Gunkan-maki dienen kann, wird es am häufigsten als Garnierung oder Beilage verwendet. Häufig wird es zur Zubereitung von innen gerolltem Sushi (uramaki-zushi) genutzt. Neben der Zubereitung als Uramaki, wie Beispielsweise der California-Roll, wird Tobiko in der japanischen Küche als Kombination zu Avocado, Gurke oder Mayonnaise geschätzt.

Neben der natürlich goldenen Färbung, finden sich auch unterschiedlich gefärbte Varianten von Tobiko. Diese reichen von mit Sepia geschwärzten Eiern bis hinzu leuchtend gelben Eiern, die ihre Farbe dem Farbstoffen von Zitrusfrüchten verdanken. Das im Handel erhältiche Tobiko entstammt fast ausschließlich der industriellen Massenproduktion und ist zumeist ausgiebig mit Farbstoffen, Konservierungsmitteln und Aromen behandelt.

Beste Saison


Fliegende Fische kommen in den tropischen und subtropischen Regionen des Atlantiks und Pazifiks vor, daher variiert die Laichzeit je nach Art und Region. So laicht beispielsweise der Japanische Flugfisch an den Küsten Japans in den warmen Monaten von Mai bis September. Die gleiche Art im Südpazifik nahe Fiji laicht genau zur entgegengesetzten Jahreszeit [Gillett & Ianelli, 1992].

Pasteurisiertes und gesalzenes Tobiko lässt sich unter Kühlung mehrere Monate ohne signifikanten Qualitätsverlust aufbewahren.

Arten von Tobiko (Rogen von fliegenden Fischen)

Goldenes Tobiko


Die natürliche Farbe des Rogen des fliegenden Fisches ist ein goldenes bis helles Gelb-Orange [Bledsoe et al., 2003]. Dieser ursprüngliche Farbton bleibt durch moderne Verarbeitungs- oder Konservierungsprozesse überwiegend unberührt. Im Vergleich zu den eingefärbten und aromatisierten Tobiko-Abwandlungen ist es geschmacklich subtiler und feiner im Geschmack.

Im Handel findet sich häufig goldenes Tobiko, das mit natürlichem Curcumin (E100), gelborangem Lebensmittelfarbstoff (E110) oder Ingwer-Aroma behandelt wurde. Damit goldenes Tobiko einen authentischen Geschmack in hoher Qualität aufweist, sollte es außer Salz keine Konservierungs-, Farb- oder Aromastoffe enthalten. Gelegentlich wird Tobiko zusätzlich mit japanischem Reisweinessig (mirin) aromatisiert.

Gelbes Tobiko


Gelbes Tobiko wird traditionell mit Yuzu, einer in Ostasien verbreiteten Zitrusfrucht, gefärbt. Neben Yuzu werden auch andere Zitrusfrüchte verwendet, wie beispielsweise die Zitronatzitrone.

Mit natürlichen Farbstoffen gelb gefärbtes Tobiko ist im Handel selten anzutreffen. Der überwiegende Anteil von industriell hergestellen gelbem Tobiko wurde mit Lebensmittelfarben eingefärbt (E100, E160c) und teilweise mit Ingwer-Aromen angereichert.

Grünes Tobiko


Tobiko, das mit echtem Wasbabi (japanischer Meerrettich) oder dessen Öl behandelt wurde, ist grünlich in der Farbe und präsent im Geschmack.

Im Handel finden sich viele Produkte, deren leuchtend grüne Farbe von Lebensmittelfarbstoffen stammt. Dieses auffällige Grün entsteht oft durch Mischen und Hinzufügen von zitronengelbem Tartrazin (E102) und Brillantblau (E133).

Orangenes Tobiko


Das orangene Tobiko erinnert von der Tönung her an den Farbton des Rogens der Lachsfische (ikura) und wird traditionell durch die Zugabe von Soja-Sauce erreicht. Die orangene Variante stellt das am häufigsten verwendete Tobiko dar.

Neben der traditionellen Zubereitung durch die Zugabe von Soja-Sauce, wird das leuchtende Orange doch meist durch die Beigabe von Lebensmittelfarbstoffen herbeigeführt. Dabei kommen überwiegend zitronengelbes bis orangefarbenes Tartrazin (E102), Gelborange (E110) und Allurarot (E129) zum Einsatz.

Rotes Tobiko


Rotes Tobiko hat eine leuchtend rote Farbe, die mittels der Färbung durch Rote Beete oder Paprika-Extrakten erzeugt werden kann. Der Geschmack ist weniger subtil und würzig.

Die Tönung von industriell herstelltem roten Tobiko wird meist durch die Zugabe von Aluarot (E129) erzeugt.

Schwarzes Tobiko


Durch die Zugabe von Sepia oder Tintenfischtinte, dem Farbstoff der aus dem Tintenbeutel von Sepien oder Kalmaren gewonnen wird, färbt sich Tobiko dunkel. Die Verwendung von Tintenfischtinte findet sich nur in sehr wenigen hochwertigen Produkten.

Zur industriellen Herstellung von schwarzem Tobiko wird überwiegend Brillantblau (E133), Brillantschwarz (E151) und Pflanzenkohle (E153) verwendet. Die Verwendung von E151 und E153 ist in den Vereinigten Staaten von Amerika und Japan als Lebensmittelfarbstoff nicht zugelassen [AFDO 2019], [FFCR 2020].

Tobiko in Japan

Der japanische Begriff Tobiko setzt sich zusammen aus 飛, dem Zeichen für „fliegen“ und dem Zeichen 子, das für „Kind“ steht. Das Wort Tobiko leitet sich von Tobiuo (トビウオ), dem japanischen Begriff für einen fliegenden Fisch ab. Durch das Anstellen der Bezeichnung für „Kind“ (ko) beschreibt man im Japanischen den Nachwuchs des vorangestelten Begriffs, in diesem Fall der Rogen der fliegenden Fische (tobiuonoko, tobiko) [Masuo, 1987].

Charakteristika & Ökologie von Tobiko (Rogen von fliegenden Fischen)

Foto eines fliegenden Fisches, der auf einem weißen Hintergrund liegt

Fliegende Fische sind in tropischen und subtropischen Gewässern auf der ganzen Welt zu finden. In mehreren Teilen der Welt sind sie ein integraler Bestandteil der epipelagischen Nahrungskette und eine wertvolle Fischereiressource [Oxenford et al., 1995].

In den Meeren, die das japanische Archipel umgeben, finden sich viele Arten von fliegenden Fischen. Daher lässt sich keine Spezies im Besonderen für Tobiko festmachen. Aufgrund ihrer Bedeutung sind jedoch der Japanische Flugfisch (hon-tobiou), der Dunkelkantenflügel Flugfisch (hoso-tobiuo) und der Gleitende Flugfisch (aka-tobiou) hervorzuheben.

Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft schätzt man die Gesamtzahl der Arten von fliegenden Fischen auf 60 bis 70. Unter diesen Arten wird zwischen zweiflügligen und vierflügligen Arten unterschieden. Die zweiflügligen Flugfische gleiten mit ihren vergrößerten Brustflossen, die vierflügligen Flugfische hingegen nutzen zusätzlich ihre vergrößerten Beckenflossen, die zu ihrer Gleitfähigkeit beitragen. Um Raubtieren zu entgehen, kann der Fliegenfisch über weite Strecken über der Wasseroberfläche gleiten. Im Laufe der Evolution haben sich fliegenden Fische daher zu schlanken und stromlinienförmigen Tieren entwickelt. Ihr verstärkter Unterkiefer ist eine weitere Anpassung, die verhindert, dass die feinen Maulknochen Schaden nehmen, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit ins Wasser eindringen [Howell, 2014].

Illustration die den Größenvergleich zwischen Flugfisch-Rogen (jap. tobiko), dem Kapelin-Rogen (jap. Masago) und  dem Rogen der Lachsfische (jap. ikura) darstellt.
Größenmäßig ist Tobiko zwischen Masago und Ikura angesiedelt. Dank seines größeren Korns, wird Tobiko dem Masago für die Zubereitung von „Schlachtschiff-Sushi“ (Gunkan maki) vorgezogen.

Die Eier von fliegenden Fischen sind nicht schwimmfähig und verfügen über lange klebrige Fäden, die dazu dienen, die Eier an schwimmenden Objekten zu befestigen. Der Flugfisch Rogen wird geerntet, in dem man sich dieses natürliche Verhalten zu nutze macht. Die Ernte erfolgt daher durch den Einsatz von stationären oder schwimmenden Strukturen unterschiedlicher Art, in dem die Weibchen der fliegenden Fische ihren Rogen ablegen und dieser anschließend von Fischern eingesammelt wird [Gillett & Ianelli, 1992].

Video

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Verbreitungsgebiet von

Quelle: Kaschner, K., Kesner-Reyes, K., Garilao, C., Segschneider, J., Rius-Barile, J. Rees, T., & Froese, R. (2019, October). AquaMaps: Predicted range maps for aquatic species. Retrieved from https://www.aquamaps.org. Scarponi, P., G. Coro, and P. Pagano. A collection of Aquamaps native layers in NetCDF format. Data in brief 17 (2018): 292-296.

Spezies von Tobiko

Die folgenden Arten gelten als authentisch für Tobiko. Entweder historisch, gemäß dem Verbreitungsgebiet oder nach der gängigen Praxis in der heutigen Gastronomie:

Japanischer Name
Gewöhnliche Namen, Wissenschaftlicher Name
akatobi
アカトビ
Gleitender Flugfisch
Cheilopogon atrisignis
Familie: Exocoetidae
ayatobiuo
アヤトビウオ
Gelbflügel Flugfisch
Cypselurus poecilopterus
Familie: Exocoetidae
hamatobiuo
ハマトビウオ
Fliegender Fisch
Cheilopogon pinnatibarbatus pinnatibarbatus
Familie: Exocoetidae
hosotobiuo
ホソトビウオ
Dunkelkantenflügel Flugfisch
Cypselurus hiraii
Familie: Exocoetidae
idatentobiuo
イダテントビウオ
Schwalbenfisch
Exocoetus volitans
Familie: Exocoetidae
karasutobiuo
カラストビウオ
Breitbändiger Flugfisch
Cheilopogon cyanopterus
Familie: Exocoetidae
shirofuchi-tobiuo
シロフチトビウオ
Punktflossen Flugfisch
Cheilopogon furcatus
Familie: Exocoetidae
tobiuo
トビウオ
Japanischer Flugfisch
Cheilopogon agoo
Familie: Exocoetidae

Die folgenden Arten können als Ersatz für Tobiko angesehen werden. Entweder auf der Grundlage genetischer Verwandschaft oder da sie geschmacklich oder optisch ähnlich sind:

Japanischer Name
Gewöhnliche Namen, Wissenschaftlicher Name
tsukushi-tobiuo
ツクシトビウオ
Atlantischer Flugfisch
Cheilopogon heterurus
Familie: Exocoetidae

Quellen und weiterführende Literatur

  • [AFDO, 2019]: Issues And Concerns With Imported Foods, Food Color Additives Banned In The USA. Association Of Food And Drug Officials (AFDO), York. 2019.
  • [Asahi Graph, 1995]: アサヒグラフ 3808 – 3815. 朝日新聞社. 1995.
  • [Bledsoe et al., 2003]: G.E. Bledsoe , C.D. Bledsoe & B. Rasco. Caviars and Fish Roe Products. Critical Reviews in Food Science and Nutrition. Source.Volume 43 (3). 2003. doi:10.1080/10408690390826545.
  • [Casazza et al., 2005]: Tara L. Casazza, Steve W. Ross, Ann Marie Necaise, Kenneth J. Sulak. Reproduction and mating behavior of the atlantic flyingfish, Cheilopogon melanurus (Exocoetidae), off North Carolina. Bulletin of Marine Science. Source.Volume 77 (3). Rosenstiel School of Marine and Atmospheric Science, Florida. 2005.
  • [Evershed & Temple, 2016]: Richard Evershed, Nicola Temple. Sorting the Beef from the Bull: The Science of Food Fraud Forensics. Bloomsbury Publishing, London. 2016.
  • [FFCR, 2020]: List of Designated Additives. The Japan Food Chemical Research Foundation (FFCR). 2020.
  • [Furukawa, 2005]: Furukawa Tomoko (古川知子). Healthy Food Encyclopedia (食材健康大事典). Jiji Press, Tokyo (時事通信出版局, 東京都). 2005.
  • [Gillett & Ianelli, 1992]: Robert Gillett, James Ianelli. Flyingfish, FFA Report 92/56. Pacific Islands Forum Fisheries Agency (FFA), Honiara. 1992.
  • [Ha et al., 2016]: Bom-Bi Ha, Eun-Hee Jo, Suengmok Cho, Seon-Bong Kim. Production optimization of flying fish roe analogs using calcium alginate hydrogel beads. Fisheries and Aquatic Sciences. Source.Volume 19 (30). 2016. doi:10.1186/s41240-016-0031-y.
  • [Howell, 2014]: Steve N. G. Howell. The Amazing World of Flyingfish. Princeton University Press, Princeton. 2014.
  • [Masuo, 1987]: Yoshino Masuo. Sushi. Gakken Co. Ltd., Tokyo. 1987.
  • [Oxenford et al., 1995]: Hazel A. Oxenford, Robin Mahon, Wayne Hunte. Distribution and relative abundance of flyingfish (Exocoetidae) in the eastern Caribbean. I. Adults. Marine Ecology Progress Series. Source.Volume 11. 1995.
  • [Voldnes, 2019]: Gøril Voldnes. On the hunt for flying fish. Sciencenorway.no, Oslo. 2019. https://sciencenorway.no/blog-blog-taste-of-the-sea-researchers-zone/on-the-hunt-for-flying-fish/1615770. Online abgerufen am 27. Dezember 2020.
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